Doing Tandem: zur Gestaltung von Interaktionen zu Sprachlernzwecken

Dass sich das Sprachenlernen im Tandem großer Beliebtheit erfreut, zeigt ein Blick auf die zahlreichen Angebote von Sprachenzentren und anderen sprachvermittelnden Institutionen. Dabei wird das Potenzial des Tandemlernens vor allem darin gesehen, dass es sich um eine informelle und dyadische Situation handelt: Durch den Austausch mit einer/m Partner*in haben die Lernenden die Gelegenheit, umfangreiche Gesprächsbeiträge zu gestalten, ohne dass diese von einer Lehrkraft beurteilt werden. Zudem zeichnet sich das Tandemlernen dadurch aus, dass die Paare autonom in der Ausgestaltung sind. So können sie die Interaktion unterrichtsähnlich anlegen und den Fokus auf die Form ihrer Äußerungen richten oder sich wie in einem Alltagsgespräch auf das Aushandeln von Bedeutungen und das wechselseitige Verstehen konzentrieren.

Bei allen Unterschieden in der Gestaltung aber verfolgen Tandempaare doch grundsätzlich dasselbe Ziel. Dieses besteht darin, sich gegenseitig beim Sprachenlernen zu unterstützen. Aus diesem grundlegenden Ziel ergibt sich das Untersuchungsinteresse des Forschungsprojektes. Untersucht werden soll, welche Praktiken der Unterstützung sich in den Tandemgesprächen rekonstruieren lassen. Dabei geht es zunächst um die Unterstützung des Partners / der Partnerin beim sprachlichen Handeln. Es wird aber davon ausgegangen, dass sich die Partner*innen durch die Art, wie sie ihre Unterstützung gestalten, und wie sie auf die angebotene Unterstützung reagieren, auch ihre Vorstellungen von Sprache und Sprachenlernen anzeigen.

Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die Language Policy der Partner*innen. Denn traditionell gilt die Norm, die Sprachen im Tandem strikt voneinander zu trennen. Dies konstituiert eine einsprachige Language Policy, derzufolge ein Code-Switching als lernhinderlich anzusehen ist. Im Gegensatz dazu betonen aktuelle didaktische Ansätze, dass mehrsprachige Ressourcen ein Potenzial darstellen, das es für das Sprachenlernen zu nutzen gilt. Inwieweit sich dies auch in den Tandem-Interaktionen widerspiegelt und die Tandempartner*innen möglicherweise neben ihren Erstsprachen sogar weitere Sprachen einbeziehen, soll anhand eines Korpus von Tandemgesprächen untersucht werden. Dieses Korpus befindet sich derzeit im Aufbau. „Datenspenden“ sind daher herzlich willkommen.

Projektleiterin: Dr. Simone Amorocho