Ringvorlesung #Medien #Bildung #Digitalisierung:

Wir tun so, als wären wir ICT-Expert:innen: Das Potential des Fantasie- und Rollenspiels für eine gendersensible digitale Bildung im Kindergarten

Dr. Lena Hollenstein & Prof. Dr. Franziska Vogt

Digitale Transformation wird Berufswelt wie auch Alltag weiter verändern. Für die Gesellschaft ist es bedeutsam, dass sich zukünftig Frauen wie Männer beruflich mit der digitalen Transformation beschäftigen und die Berufswahl nicht durch Geschlechterstereotype eingeschränkt ist. Um Interesse für Berufe im Bereich der Informationstechnologie zu wecken, bedarf es frühzeitiger Vorbilder und eine spielerische Auseinandersetzung mit Tätigkeiten und Berufen im Kontext der Digitalisierung (Turja, Endepohls-Ulpe, & Chatoney, 2009). Hierfür erscheint das Fantasie- und Rollenspiel besonders geeignet (Hauser, 2013). Kinder erhalten im Fantasie- und Rollenspiel die Möglichkeit, sich spielerisch mit der Bedeutung der digitalen Transformation in verschiedenen Kontexten auseinander zu setzen und sich als aktiv Handelnde in der digitalen Transformation zu erleben. Im «So-tun-als-ob»-Spiel können die Kinder Handlungen im Rahmen der digitalen Transformation ihrem Entwicklungsstand angemessen umsetzen, anpassen und erweitern (Arnott, et al. 2020). Dabei spielt die Spielbegleitung eine bedeutsame Rolle (Vogt, 2020). Das Potenzial des Fantasie- und Rollenspiels für die kreative Vorstellung der digitalen Transformation ist allerdings bis anhin kaum erforscht.

Im Rahmen der Ringvorlesung «#Medien #Bildung #Digitalisierung» wird ein exploratives Interventionsprojekt vorgestellt, welches gendersensible Freispielimpulse zur digitalen Transformation für den Kindergarten entwickelt (z.B. einen Online-Shop oder ein ICT-Center) und in Kindergärten erprobt hat. Im Rahmen der Freispielimpulse werden keine funktionierenden Medien eingesetzt, sondern das So-tun-als-ob steht im Zentrum. Kinder erhalten die Möglichkeit, sich spielerisch mit der Bedeutung der digitalen Transformation in verschiedenen Kontexten auseinander zu setzen und sich im Freispiel als aktiv Handelnde in der digitalen Transformation zu erleben.

Die Freispielimpulse sind so gestaltet, dass sie sowohl Mädchen als auch Jungen gleichermassen ansprechen. Die entwickelten Freispielimpulse wurden in insgesamt 15 Kindergärten in der Deutschschweiz erprobt. Die Umsetzung in den Kindergräten wurde an max. zwei Halbtagen videografiert. Mit Hilfe multimodaler Interaktionsanalyse (Goodwin, 2018, Montada, 2014) werden ausgewählte Sequenzen analysiert. Dabei liegt der Fokus auf folgender Forschungsfrage: Auf welche Weise explorieren Kinder das Konzept der digitalen Transformation im Freispiel?

Ergebnisse zeigen, dass Kinder digitale Funktionen erweitern und neue technische Möglichkeiten im Spiel entwickeln, wie die folgenden zwei Beispiele verdeutlichen:

  • Kinder als ICT-Expert:innen kreiieren der Kindergartenlehrperson, in der Rolle als Besitzerin einer Eisdiele, auf ihren Wunsch eine App. Sie möchte die Eisherstellung von zuhause aus steuern können und nicht jeden Morgen so früh deswegen aufstehen müssen. Die Kinder, als ICT-Expert:innen, verbinden die Maschine mit dem Tablet und programmieren eine App, die diese Wünsche erfüllen kann.
  • Die Inhaberin eines 3D-Drucker-Geschäfts teilt ihren Kundinnen, die ein individuelles Spielzeug bestellen, mit, dass sie sie jederzeit auf ihrem Tablett lokalisieren kann, da der Ohrring der Kundin einen Mikrochip enthält.

Die analoge Integration digitaler Thematiken ins Freispiel könnte ein Zugang darstellen, wie (Klein-)Kinder für die Digitalisierung sensibilisiert werden können. Die Ergebnisse sollen in Bezug auf dieses Potential diskutiert werden.

Zoom-Link:
https://ph-freiburg-de.zoom.us/j/65918869171?pwd=OVVsam04Ylc3YThFcUwxbnRIa0s5QT09
Meeting-ID: 659 1886 9171
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