Kindheit in der Smart City. Digitale Transformationen des Städtischen und ihre Auswirkungen auf die Lebensräume junger Menschen

Status: laufend (DFG, 2021)

Projektleitung:Prof. Dr. Verena Schreiber

Projektbearbeitung: Dana Ghafoor-Zadeh

Projektbeschreibung:

Im Übergang zu einer ressourcenschonenden und lebenswerten Stadt der Zukunft gewinnt das Smart City-Konzept in den letzten Jahren weltweit an Bedeutung. Mit dem Einsatz intelligenter Technologien wird die Hoffnung verbunden, städtische Prozesse effizienter und nachhaltiger gestalten zu können sowie neue Formen der Beteiligung an Stadtgesellschaft zu ermöglichen. Bei dieser Entwicklung fällt auf, dass gezielt junge und jüngste Stadtbewohner*innen adressiert und in Smart City-Initiativen vor Ort einbezogen werden. Das Projekt setzt an dieser Beobachtung an und untersucht digitale Transformationen des Städtischen und ihre Auswirkungen auf gegenwärtige Kindheit in der Stadt. Zentrale These des Projekts ist, dass das Konzept der Smart City neue Vorstellungen von einer guten urbanen Kindheit hervorbringt, der Einsatz digitaler Anreiz- und Kontrollsysteme jedoch auch Exklusions- und Regulationsrisiken für Kinder birgt. Während die Stadt als Lebensraum für Kinder in Folge der großen Urbanisierungsprozesse der letzten Jahrzehnte vielfach in Frage gestellt wurde, soll der intelligente Stadtumbau nunmehr dazu beitragen, Städte einerseits kinderfreundlicher zu gestalten und ihnen neue Zugangsmöglichkeiten zum öffentlichen Raum zu eröffnen. Andererseits nehmen smarte Entwicklungsstrategien insbesondere junge Menschen – als zukünftige „nation builders“ und „smart citizens“ – in die Pflicht, visionäre Lebensformen unter Nutzung optimierter Ressourcen und Services bereits heute in ihren Alltag zu implementieren und ihre Raumnutzung danach auszurichten. In der humangeographischen Debatte um Smart Cities wird das Verhältnis von Kindheit und smarten Umgebungen bislang nicht systematisch untersucht. Das Projekt möchte zur Schließung dieser Lücke einen wesentlichen Beitrag leisten und die Smart City-Forschung um kindheitsgeographische Perspektive erweitern. Empirisch setzt das Forschungsvorhaben auf zwei Ebenen an:
(1) Im Rahmen einer Programmanalyse von Smart City-Visions- und Planungsdokumenten wird erstens analysiert, welche Rolle Kindern in der Gestaltung zukunftsfähiger Städte zukommt und wie eine urbane Kindheit der Zukunft in den Darstellungen der Programme modelliert und global verbreitet wird.
(2) In einer lokal angelegten Fallstudie („Smarter Together“ Wien Simmering) werden zweitens smarte Stadtentwicklungsstrategien und -maßnahmen im Hinblick auf einerseits Teilhabepotentiale für Kinder, andererseits Ausschlussrisiken und Normierungseffekte unter Einsatz partizipativ- kreativer Forschungsmethoden mit Kindern sowie Expert*inneninterviews untersucht.
Ziel des Projekts ist es, den Einfluss von smarten Entwicklungsstrategien auf die städtische Raumaneignung von Kindern und die Konzeption von urbaner Kindheit zu rekonstruieren. Das Projekt leistet mit diesem Fokus einen wichtigen Beitrag zu der Frage, wie smarte Technologien unser Raum-Verstehen und Ergehen verändern und sich auf urbanes gesellschaftliches Zusammenleben auswirken.