Ein Forschungsprojekt zum Thema
Soziale Beziehungen in inklusiv unterrichteten Schulklassen stärken
Positive soziale Beziehungen von Schüler:innen in Schulklassen sind eine wichtige Grundlage für ihre soziale, emotionale und leistungsbezogene Entwicklung sowie ihren Bildungserfolg (Hagenauer & Raufelder, 2021; Looser, 2011). Allerdings können in Schulklassen auch ungünstige Beziehungskonstellationen und Ausgrenzungsprozesse auftreten (Kessels, Nishen & Schieck, 2021; McKeown, Stringer & Cairns, 2015).
Unser Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie sich die Entwicklung ungünstiger Sozialstrukturen in Schulklassen frühzeitig erkennen und durch geeignete Maßnahmen pädagogisch adressieren lässt. Dazu wird das Beziehungsnetzwerk von inklusiv unterrichteten Schulklassen ab Mitte der 5. Klassenstufe über fünf Messzeitpunkte mittels soziometrischer und psychometrischer Verfahren analysiert. Die Klassenlehrkräfte erhalten die Ergebnisse dieser Analysen in aufbereiteter Form und werden in Fortbildungen zum Einsatz und zur Nutzung solcher Verfahren geschult. Zudem werden Methoden der pädagogischen Intervention vermittelt und gemeinsam mit den Lehrkräften erarbeitet, um die sozialen Beziehungen in den Schulklassen positiv zu gestalten und zu stärken. Die Überprüfung der angenommenen Wirkungen dieser Maßnahmen erfolgt in einem Warte-Kontrollgruppen-Design, in dem die Hälfte der teilnehmenden Schulen bzw. Klassenlehrkräfte um sechs Monate zeitversetzt fortgebildet wird.
Bis zum Projektende werden die Lehrkräfte in die Lage versetzt, die zur Diagnostik und Förderung eingesetzten Methoden selbstständig anzuwenden. Zudem werden Transfermaterialien erstellt, so dass auch andere Schulen bzw. Lehrkräfte diese Methoden erfolgreich einsetzen können.
Das Projekt verfolgt drei Hauptfragestellungen:
1. Wie entwickeln sich die sozialen Beziehungsstrukturen in inklusiven Schulklassen zu Beginn der Sekundarstufe I?
2. Lassen sich die sozialen Strukturen in inklusiven Schulklassen durch eine Intervention mit den Klassenlehrkräften positiv beeinflussen?
3. Wie können Schulen bzw. Kollegien bei der pädagogischen Arbeit an der sozialen Struktur von Schulklassen wirksam unterstützt werden?
Ein wichtiges Ziel des Projektes ist es, für die Schulen und mit den Schulen praxisnahe Konzepte für eine erfolgreiche Gestaltung des sozialen Beziehungsgefüges in Schulklassen zu erarbeiten. Durch die Intervention sollen Lehrkräfte befähigt werden, die sozialen Strukturen in Schulklassen zu diagnostizieren, günstige Entwicklungen zu fördern und, falls notwendig, gezielte pädagogische Interventionsmaßnahmen zu ergreifen.
Im Fokus unseres Projektvorhabens steht dabei, mit den Schulen evidenzbasiert praxisnahe Gestaltungskonzepte für die Optimierung sozialer Strukturen in Schulklassen herauszuarbeiten, die auch auf andere Institutionen und Regionen übertragbar sind. Damit soll ein nachhaltiger Beitrag zur Entwicklung und Verbreitung geeigneter pädagogischer Maßnahmen geleistet werden.
Förderung:
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderlinie „Veränderungsprozesse in Bildungseinrichtungen und hierauf bezogener Maßnahmen der Qualitätssicherung und -entwicklung“ im Rahmenprogramm „Empirische Bildungsforschung“, Themencluster A: Entwicklungs- und Lernprozesse in Bildungseinrichtungen (FKZ 01JQ2411), gefördert.
Laufzeit:
01.10.2024 - 30.09.2027
Projektleitung
- Prof. Dr. Josef Nerb
- Prof. Dr. Wolfram Rollett (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
- Prof. Dr. Katja Scharenberg (Ludwig-Maximilians-Universität München)