Die erste Zeit in Concepción
Meine Ankunft in Chile erfolgte mit einer Verzögerung. Dank der strengen Vorschriften des chilenischen Gesundheitsministeriums hatte ich die unverhoffte Gelegenheit, in Houston nicht bloß in den Flieger nach Santiago umzusteigen, sondern ganze zwei Tage lang in der texanischen Großstadt verbringen. Ein ungeplanter Städtetrip dieser Art wird sich in ‚postpandemischen‘ Zeiten wohl nicht wiederholen. Umso glücklicher bin ich also zwei Tage später in Santiago gelandet und von dort mit dem Bus direkt weiter in den Süden nach Concepción gefahren – nebenbei bemerkt der bequemste Reisebus, mit dem ich je gefahren bin.
Der Campus der Universidad de Concepción ist wahrscheinlich einer der wenigen Lateinamerikas, der riesig, zentral und offen in die Stadt integriert ist. Ich konnte zum Glück sehr frei wählen, an welchen Kursen ich teilnehmen wollte und habe verschiedene Veranstaltungen aus dem Studiengang pedagogía en español und dem doctorado en litaratura latinoamericana gewählt. Dazu bin ich noch in einem Kurs bzw. Projekt, in dem wir einen Gedichtband von Jan Wagner ins Spanische übersetzen. Dieses Projekt finde ich besonders motivierend, da ich noch nie literarisch übersetzt habe und der Band auch veröffentlicht werden wird. Dazu bin ich noch einmal die Woche an einer Schule für junge Erwachsene, die regulär keinen Abschluss machen konnten. Im Fach lenguaje bin ich dort noch Beobachter, werde aber auch noch selbst unterrichten.
Die Stadt Concepción fand ich von Anfang an sehr angenehm, sie ist genau so groß, dass man, sobald man die ersten neuen Gesichter kennengelernt hat, diesen auch zufällig begegnet. Dazu ist sie eine der wenigen Städte Lateinamerikas, die ich besucht habe, die man so großzügig mit Bäumen bepflanzt hat.
Die Wohnungssuche war in diesem Semester kompliziert, da nach drei Semestern pandemiebedingten Fernstudiums neben den Austauschstudenten auch viele chilenische Studenten nach einer Bleibe gesucht haben. Mit etwas Glück und Kontakten habe ich nach Nächten im Hostel, einem WG-Sofa und einem unbewohnten Kinderzimmer, ein Zimmer in einer WG mit zwei Chilenen gefunden, die praktischerweise genau einen ausgedehnten Parkspaziergang von meiner Fakultät entfernt liegt.
Das chilenische Spanisch hat eine ganz eigene Melodie und ich habe ein wenig gebraucht, mich daran zu gewöhnen, habe es aber inzwischen sehr liebgewonnen; es steckt voller bildhafter Redewendungen und Ausdrücke: ein sangüichito de palta, ein Avocado-Sandwich, z.B. ist eine Person, die schnell Geheimnisse verrät – großartig, oder?
Lucas (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
Lang ersehnte Reise
Alles begann mit der langen Reise von meiner Heimatstadt nach Freiburg, die ungefähr drei ganze Tage dauerte. Sie startete am 13. März mit einer siebenstündigen Busfahrt nach Santiago (Chile‘s Hauptstadt), wo ich einen Flug nach Houston, USA, nehmen musste. In Houston blieb ich ein paar Stunden, der nächste Zwischenhalt war in New York, von dort ein letzter Flug nach Frankfurt. Sobald ich in Frankfurt war, fuhr ich mit dem ICE, um mein erwartetes Endziel Freiburg zu erreichen. Es war eine ziemlich anstrengende Reise, aber zum Glück stand ich die ganze Zeit über in Kontakt mit den Organisatoren meines Aufenthalts, sowie mit Alejandra, einer anderen Chilenin, die die gleiche Chance wie ich bekommen hat.
Sobald ich angekommen war, hatte ich wieder genug Energie, um mit Alejandra das Stadtzentrum zu erkunden. Das Münster war der erste Ort, den wir besuchten, es war unmöglich, es zu verpassen. Wir spazierten durch die Altstadt, und ich erfuhr einiges über die Geschichte Freiburgs und den Mythos, der hinter dem Bächle steckt. An diesem Tag habe ich auch zum ersten Mal die berühmte Currywurst gegessen.
In den folgenden Tagen versuchte ich, mich mit dem Ort vertraut zu machen, und besuchte die nächstgelegenen Supermärkte − was zunächst ein bisschen zäh war, wenn es darum ging, die Lebensmittel einzupacken. Da das Semester noch nicht begonnen hatte, nutzte ich die Zeit, um durch die Stadt zu spazieren, Cafés zu besuchen und allgemein das Leben hier in Freiburg zu genießen.
Zurzeit befinden wir uns in der vierten Woche des Semesters. Die Vorlesungen machen mir sehr viel Spaß, auch wenn sie teilweise in der Hitze des Nachmittags stattfinden. Ich finde die Dynamik in den Vorlesungen sehr spannend, es gibt viel zu tun, aber ich habe immer die Möglichkeit, mich mit anderen Kommiliton*innen zu unterhalten und mehr mit allen zu interagieren. Bis jetzt war es ziemlich einfach, sich an den Alltag hier in Freiburg zu gewöhnen, und jeder ist immer bereit, und in der Regel sind die Leute sehr hilfsbereit, wenn ich Schwierigkeiten habe, mich an etwas anzupassen. Ich konnte bereits Freundschaften mit meinen Mitbewohner*innen schliessen, was mir den Alltag sehr erleichtert. Wir kochen manchmal gemeinsam und verbringen unsere Freizeit miteinander.
Ich bin mir sicher, dass ich in den nächsten Monaten noch weitere tolle Erlebnisse haben werde und auch mehr über das Leben hier in Freiburg und die Menschen hier erfahren kann.
Cecilia (Universidad de Concepión)
Mein Auslandssemester in Freiburg
Meine Ankunft in Deutschland war sehr aufregend und wie ein Traum. Seit Beginn meines Studiums begeistere ich mich für die deutsche Sprache und Kultur. Ich wollte daher schon immer ein Semester in Deutschland verbringen und nun war es endlich Wirklichkeit geworden.
Die Reise war lang und ermüdend. Es dauerte fast drei Tage von zu Hause in Concepción nach Freiburg. Trotz der Erschöpfung fühlte ich mich voller Energie, als ich am 3. März 2022 ankam. Der Frühling stand kurz bevor, und auf den Baumwipfeln lag noch Schnee, was ich noch nie zuvor gesehen hatte. Gleich am ersten Tag lernte ich zwei meiner Mitbewohnerinnen kennen und ging spazieren und einkaufen. Meine Mitbewohnerinnen erzählten mir von der Stadt und ihrer Besonderheiten. Während unseres Gesprächs gab es natürlich Wörter, die ich nicht verstehen konnte, oder Konzepte, die schwer zu erklären waren, so dass wir eine seltsame Mischung aus Englisch und Pantomimen verwendeten. Ich kaufte ein Notizbuch, um alle neuen Wörter, die ich im Laufe des Tages hörte, aufzuschreiben. Das ist wirklich eine gute Übung zum Sprachenlernen.
Nachdem meine chilenische Reisepartnerin, Cecilia, von meiner Heimatuniversität angekommen war, haben wir uns fast jeden Tag getroffen, um die Stadt und ihre Umgebung kennenzulernen. Wir hatten viel Spaß, sowohl zusammen als auch getrennt.
An der PH Freiburg habe ich Deutsch als Fremdsprache und Pädagogik studiert, und an der Albert- Ludwigs-Universität Freiburg habe ich einige Kurse in Übersetzung und Linguistik belegt. Während dieses Semesters habe ich eine andere Form der Bildung kennengelernt. Ich bin der Meinung, dass die im Unterricht angewandte Dynamik anders ist, und dass viel Wert auf selbstständiges Arbeiten und kritisches Denken gelegt wird. Ich fühle mich dadurch während meines Studiums sehr engagiert.
Insgesamt bin ich sehr glücklich über mein Auslandssemester in Freiburg. Ich habe hier Freunde gefunden und neue Erfahrungen erlebt. Auf kulturelle Konflikte bin ich mich Humor und Reife eingegangen und habe sogar das Gefühl, dass ich in vielen Bereichen als Person gewachsen bin.
Ich vermisse Freiburg, die architektonischen Schönheiten, den Fluss... und den badischen Akzent. Ich konnte nicht nur mein Deutsch verbessern, sondern habe auch gelernt, ein bisschen auf Badisch zu schwätzen.
Alejandra (Universidad de Concepción)