Reflexiver Sportunterricht

Maud Hietzge, PH Freiburg, Fachrichtung Sportwissenschaft und Sport

Lange galten als Qualitätskriterien für guten Sportunterricht vor allem hohe Bewegungszeit, körperliche Anstrengung und Reibungslosigkeit im Ablauf. Studien zur Sprachverwendung im Sportunterricht bemängeln, dass die sprachlichen Äußerungen vor allem beim Lehrpersonal lägen und organisatorischen Zwecken dienten, weniger dem Lernen. Im pädagogischen Aufnehmen der im Sportunterricht häufig virulent werdenden Konflikte und passiven Verhaltensstrategien liegen große Potentiale zur Verbesserung des Unterrichts und zur Erweiterung seiner Wirkungsbereiche. Der Spagat von Inklusionsgebot auf der einen, Kompetenzorientierung auf der anderen Seite kann ohne eine prominente Rolle von Reflexionsanlässen und ausgefeilte didaktische Strategien nicht gelingen.

In der späten Moderne ist dabei angesichts der medialen Präsenz unerreichbarer Körperideale, Quantified Self-Tendenzen, individualisierender Gesundheits- und Fitnessdiskurse und gesteigerter mehrdimensionaler Heterogenität auch reflexiv auf verschiedene Themen der Körperlichkeit einzugehen. Die meisten Lehrpläne hingegen arbeiten mit einem konservativen Körperbild (Ruin, 2015).

Im Projekt werden exemplarische Unterrichtsbeispiele für einen reflexiven Körper-, Bewegungs- und Sportunterricht gestaltet. Das Spektrum reicht dabei von kleineren Reflexionsphasen im engen Kontext von Sportstunden und Unterrichtsreihen über fächerübergreifenden Unterricht zu spezifischen Themen des Sports bis zu Projekttagen.

Ziel ist die Entwicklung anwendbarer Lehrmaterialien mit Hinweisen für reflexive und aktivierende Gestaltung von Sportunterricht.

Literatur

Bockrath, F. (2015). Kompetent – Inkompetent. Plädoyer für eine Reflexive Sportpädagogik. In: S. Körner & V. Schürmann (Hrsg.), Reflexive Sportwissenschaft (S. 57-71), Berlin: Lehmanns Media.

Gruschka, A. (2016). Von der Pädagogik zu den Bildungswissenschaften und zurück? Zeitschrift für Sportpädagogische Forschung, Sonderheft, 1-8.

Ruin, S. (2015). Körperbilder in Schulsportkonzepten. Berlin: Logos

Serwe-Pandrick, E. (2013). Learning by doing and thinking? Zum Unterrichtsprinzip der „reflektierten Praxis”. Sportunterricht 62 (4), 100-106.

Serwe-Pandrick, E. (2023). Reflextive Practice in physical education. German Journal of Exercise and Sport Research 4, 390-400.

Shilling, C. (2016). Body Pedagogics: Embodiment, Cognition and Cultural Transmission. Sociology 1-17.

Wangler, D. (2016). Sportpraxis reflektiert: Reflexion im Sportunterricht. Sportpraxis 11/12, 49-53.

Wibowo, J. (2017). Reflektieren im Sportunterricht [wimasu.de/reflektieren].