Mehr als gesund?! Enhancement und Selbstoptimierung in bioethischer Perspektive

Prof. Dr. Jens Clausen, PH Freiburg

Die Behandlung und nach Möglichkeit auch die Heilung von Krankheiten und Verletzungen sowie deren Prävention zur Gesunderhaltung des Menschen sind zentrale Ziele ärztlichen Handelns. Gleichzeitig gehören sie auch zu den Legitimationskriterien für medizinische Eingriffe. „Die Herstellung von Gesundheit, das Erreichen der Norm der Natur, scheint nahezu jede ‚Unnatürlichkeit‘ zu rechtfertigen“ (van den Daele 1985, S. 212). Neben weiteren Kriterien wie beispielsweise dem der aufgeklärten und freiwilligen Einwilligung des Patienten sind die Orientierung an der Gesundheit und die Abwehr von Krankheit als zentrale Aspekte für die ethische Rechtfertigung eines medizinischen Eingriffs zu berücksichtigen.

Wie steht es aber mit Eingriffen, die nicht mehr der Wiederherstellung von Gesundheit dienen, sondern ohne medizinische Indikation, also ‚Jenseits der Therapie‘ erfolgen und damit über die Gesundheit hinaus zielen? Die Verbesserung der menschlichen Natur, das Enhancement, wird seit der Debatte um die Möglichkeiten, den Menschen genetisch zu verändern, einer verstärkten ethischen Diskussion unterzogen. In der Zwischenzeit sind viele weitere Handlungsfelder hinzugekommen. Die Ästhetische Chirurgie und der Off-Label-Gebrauch von Wachstumshormonen oder Psychopharmaka werden im Rahmen von Enhancement-Diskussionen ebenso untersucht, wie weite Bereiche der Anti-Aging Medizin und die Leistungssteigerung im Sport durch Doping.

Dieser Vortrag gibt am Beispiel des Neuro-Enhancement eine Einführung in die bioethische Diskussion der Selbstoptimierung.

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