Future Teaching Lab – Aufbau eines Lehrlabors zur Förderung von Data Literacy als Zukunftskompetenz im Lehramtsstudium

Warum machen wir das Projekt?

Um die (Hoch-)Schule zukunftsfähig für das Leben in einer von Digitalisierung gekennzeichneten Welt zu machen, erscheint ein kompetenter und kritischer Umgang mit Daten von hoher Relevanz. Während in anderen Studiengängen (wie Informatik) die Vermittlung von Data Literacy bereits als fester Bestandteil gilt, ist die Vermittlung von Kompetenzen im Hinblick auf den Umgang mit lerner:innenbezogenen Daten in den Lehramtsstudiengängen der Pädagogischen Hochschule Freiburg noch wenig verankert. Die Studierenden erwerben zwar statistische Kenntnisse, die sie für forschungsbezogene (Abschluss-)Arbeiten fruchtbar einbringen können, sie werden jedoch nicht darauf vorbereitet, wie sich datenbasiert auf der Grundlage von echten Schüler:innendaten Entscheidungen für konkrete Fördermaßnahmen treffen lassen und welche Risiken (z.B. Diskriminierungen) damit einhergehen.

Dass Daten von Lernenden erhoben werden, stellt kein Novum im Kontext des Bildungswesens dar – wie die internationalen Schulvergleichsstudien zeigen. Mit wachsender Digitalisierung ist allerdings anzunehmen, dass die Datafizierung des Bildungssystems (Hartong & Nikolai 2021) eine Zunahme erfährt. Dabei werden nicht nur hoch aggregierte (Makro-)Daten generiert, sondern v.a. Daten auf Individualebene, die Lehrkräften dazu dienen sollen, präzise Informationen über Lernfortschritte ihrer Schüler:innen zu gewinnen. Bislang werden angehende Lehrkräfte in ihrem Studium nur wenig darauf vorbereitet, wie mit diesen lerner:innenbezogenen Daten umzugehen ist und sich digital gestützte Diagnoseinstrumente für die Förderung der Schüler:innen zielführend einsetzen lassen.

Was wollen wir erreichen?

Im Rahmen des Projekts wird ein Lehrlabor zur Vermittlung der Zukunftskompetenz Data Literacy für Studierende des Lehramts aufgebaut (Future Teaching Lab). Wir legen dabei einen (fach-)didaktischen Fokus auf Data Literacy, der vor allem auf die diagnosegeleitete Förderung mit Hilfe von lerner:innenbezogenen Daten gerichtet ist. Ziel des Projekts ist es, Data Literacy-Kompetenzen mit Hilfe des Lehrlabors an Studierende zu vermitteln. Um das Lehrlabor dauerhaft (und nicht nur als additives Angebot) im Lehramtsstudium verankern zu können, wird im Projektzeitraum erprobt, wie sich mit dem Future Teaching Lab an das Schulpraktikum anknüpfen lässt.

Wie funktioniert das Projekt?

Die Studierenden im Praktikum nutzen die im Lehrlabor erprobten digital gestützten Diagnose- und Förderinstrumente, um den Lernstand und -verlauf ihrer Schüler:innen datenbasiert ermitteln zu können, einen Förderplan für ihre Schüler:innen zu erstellen sowie Differenzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dies erweist sich insbesondere vor dem Hintergrund als relevant, dass Lehrkräfte für die heterogenen Lernvoraussetzungen, Stärken und Schwächen, Fördernotwendigkeiten sowie Fehlvorstellungen ihrer Schüler:innen sensibilisiert sein sollen, um ihnen lernförderliche Rückmeldungen geben zu können. Das Lehrlabor soll den Studierenden dazu dienen, an echten Schüler:innendaten ihre diagnostischen Kompetenzen zu schulen und diese mit didaktischen Entscheidungen zu verknüpfen. Diesen diagnostischen Kompetenzen kommt nicht zuletzt vor dem Anspruch, zunehmend inklusive und individualisierte Lernarrangements in der Schule umsetzen zu sollen, eine besondere Relevanz für angehende Lehrkräfte zu. Während allerdings papierbasierte Diagnoseinstrumente zusätzlichen Verwaltungs- und Dokumentationsaufwand für die Lehrkräfte bedeuten und sich daher nur schwer in den Unterrichtsalltag integrieren lassen, minimieren digital gestützte Diagnoseinstrumente den Aufwand und bereiten die Ergebnisse der Lernenden für die Lehrkräfte auf. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass die Daten der Lernenden nicht für sich sprechen, sondern einer genauen Analyse bedürfen.

Flankierend zum Schulpraktikum arbeiten die Studierenden im Lehrlabor in Teams (mit Studierenden ihrer Praktikumsschule) und tutorieller Unterstützung. Weiterhin unterstützt das Entwicklungstandem des Lehrlabors bestehend aus Bildungswissenschaftler:innen und Fachdidaktiker:innen die Studierenden bei der selbständigen Auseinandersetzung mit den digital gestützten Diagnose- und Förderinstrumente. Der Kompetenzaufbau im Hinblick auf Data literacy erfolgt hierbei praxisnah, anwendungsorientiert und in einer für die zukünftige Arbeit als Lehrer:innen authentischen Situation.

Welche Wirkung kann das Projekt über seine Laufzeit hinaus entfalten?

Die Implementation des Future Teaching Lab im Lehramtsstudium soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Studierende sich nicht allein auf theoretischer Ebene mit der digitalen Transformation von Schule und Unterricht befassen, sondern die Nutzung evidenzbasierter, digital gestützter Diagnose- und Förderinstrumente praktisch erproben und reflektieren können. Ziel ist es dabei, zu einer stärkeren Qualifizierung und Professionalisierung der angehenden Lehrkräfte im Umgang mit evidenzbasierten, digital gestützten Diagnose- und Förderinstrumente beizutragen. Mit dem Aufbau des Lehrlabors wird zudem die bestehende Transferproblematik im Hinblick auf Innovationen im Bildungsbereich (Gräsel 2010) sowie die Nutzung evidenzbasierter Produkte für den Unterricht (Leuders, Wiedmann & Loibl 2022) aufgegriffen: Innovative, evidenzbasierte Produkte wie etwa Diagnose- und Förderinstrumente, deren Wirksamkeit zwar in Studien nachgewiesen werden kann, finden in der Schulpraxis nicht immer Akzeptanz. Wir gehen davon aus, dass das Future Teaching Lab  durch die Phasen des selbständigen Entdeckens und Erprobens, der kooperativen Zusammenarbeit mit tutorieller Unterstützung („Coaching”), der Reflexion sowie der Authentizität des Lehrs-/Lernzenarios Studierende für den Umgang mit Innovationen (hier am Beispiel digital gestützter Diagnose- und Förderinstrumente) sensibilisieren kann. 

Wie ist das Projekt finanziert?

Das Future Teaching Lab wird von der Stiftung Innovative Hochschullehre gefördert.
Voraussichtliche Laufzeit: 01.09.2022 - 31.08.2023
Antragsteller: Torsten Eckermann, Lars Holzäpfel, Timo Leuders, Katharina Loibl und Michael Wiedmann