Die Intersektionalität von Geschlecht, Klasse und Ethnizität in der quartiersbezogenen Sozialpolitik. Das „Stadtteilmütter“-Projekt in Berlin-Neukölln

Status: 2010-2012

Leitung und Bearbeitung: Nadine Marquardt & Verena Schreiber

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Projektbeschreibung:

Das Forschungsprojekt untersucht die geschlechterbezogenen Wirkungen quartiersbezogener Integrationspolitiken am Beispiel des „Stadtteilmütter-Projekts“ in Berlin-Neukölln. Anleitende Fragestellung ist, wie neue quartiersorientierte Programme nicht etwa nur mit gegebenen geschlechtlichen und ethnisch-kulturellen Identitäten umgehen und diese für die Stadtteilarbeit aktivieren, sondern wie geschlechtlich-kulturelle Differenz durch die quartiersorientierten Programme überhaupt erst produziert und gleichzeitig zur Grundlage wie auch zum Problem von „Integration“ erklärt wird. Empirisch fokussiert die Forschungsarbeit auf das „Stadtteilmütter“-Projekt in Berlin-Neukölln, um die Politisierung von Identitäten und die (Re)Produktion geschlechtlich-kultureller Differenz als zentralen Effekt sozial-integrativer und kriminalpräventiver Programme auf Quartiersebene nachzuzeichnen. Theoretisch-konzeptionell greift die Forschungsarbeit auf Ansätze zurück, die unter dem Begriff der „Intersektionalität“ zusammengefasst werden. Der im Konzept der „Intersektionalität“ integrierte Blick auf Überschneidungen der gesellschaftlichen Konstruktionen Geschlecht, Klasse und Ethnizität ist aus sozialgeographischer Perspektive interessant, da Wirkmechanismen gesellschaftspolitischer Ungleichheit immer an konkreten Orten produziert werden und auch den so erzeugten Identitäten immer bestimmte gesellschaftliche Räume zugewiesen werden. Weder sind die auf der Hand liegenden sozialräumlichen Dimensionen des Intersektionalitätskonzepts in der deutschsprachigen Sozialgeographie bislang theoretisch durchdrungen, noch ist die analytische Verknüpfung der axialen Prinzipien Geschlecht, Klasse und Ethnizität mit der Kategorie Raum empirisch fruchtbar gemacht worden. Gerade aufgrund der aktuell dominanten Thematisierung eines vermeintlichen „Integrationsproblems“ der migrantischen Bevölkerung in den innerstädtischen Quartieren deutscher Großstädte ist diese Leerstelle kritischer Auseinandersetzung in der sozialgeographischen Stadtforschung problematisch. Das angestrebte Projekt soll einen Beitrag zur Schließung der Forschungslücke beitragen.