Mitglieder:
Prof. Dr. Bärbel Diehr (i.R.) (Bergische Universität Wuppertal), Dr. Heike Krösche (Universität Innsbruck), Christina Lennert (Universität Paderborn), Jun.-Prof. Dr. Corinna Link (Technische Universität Dresden), Prof. Dr. Christine Pflüger (Universität Kassel), Jun.-Prof. Dr. Katja Schwemmer (PH Heidelberg), Victor Söll (Universität Bonn), Prof. Dr. Anabelle Thurn (PH Freiburg), Dr. Sarah Wunderlich (Universität Koblenz)
Leitung:
Jun.-Prof. Dr. Katja Schwemmer (PH Heidelberg), Prof. Dr. Anabelle Thurn (PH Freiburg)
Arbeitsgruppen:
Prof. Dr. Bärbel Diehr (Bergische Universität Wuppertal)
Christina Lennert (Universität Paderborn)
Prof. Dr. Christine Pflüger (Universität Paderborn)
Victor Söll (Universität Bonn)
Prof. Dr. Anabelle Thurn (PH Freiburg)
Dr. Heike Krösche (Universität Innsbruck)
Jun.-Prof. Dr. Corinna Link (Technische Universität Dresden)
Jun.-Prof. Dr. Katja Schwemmer (PH Heidelberg)
Dr. Sarah Wunderlich (Universität Koblenz)
Über das Netzwerk:
Bislang gibt es wenig theoretische und empirische Forschung zum frühen bilingualen historischen Lernen und es fehlt an unterrichtspraktischen Erkenntnissen. Gleichwohl nimmt die Zahl an Grundschulen mit bilingualen Angeboten in Deutschland zu (vgl. Steinlen & Piske 2022) und CLIL wurde in Primarcurricula integriert (vgl. KM BW 2020). Geschichte zählt neben Erkunde und Biologie zu den in der Sekundarstufe am häufigsten bilingual unterrichteten Sachfächern. In den Fokus aktueller Untersuchungen muss daher auch das frühe bilinguale historische Lernen im Sachunterricht der Grundschule treten.
Bilinguales historisches Lernen erfährt mitunter harsche Kritik (Hasberg 2009, Bernhardt 2015). Ein Grund dafür ist der sprachliche Charakter des Faches Geschichte (Geschichte als sprachliche Konstruktion), der selbst Lernende der Sekundarstufe vor Herausforderungen stellt, deren Erstsprache der Unterrichtssprache entspricht (vgl. Hasberg 2009; Schmelter 2012; Bernhardt 2020). Andererseits bieten bilinguale Zugänge zu historischen Lerngegenständen wertvolle Impulse beispielsweise für die Reflexionskompetenz (Kuhn 2009), für das historische Lernen in heterogenen Klassen durch culture switching (Barricelli & Zwicker 2009) oder für rassismuskritisches historisches Lernen (Brüning 2016). Strategien wie scaffolding mittels populärkulturell visueller und haptischer Medien mit Vergangenheitsbezug (z.B. Bilderbücher, Spielfiguren) und die Einbindung geschichtskulturell wirksamer außerschulischer Kontaktbereiche wie Themenparks (theme park studies, Freitag et al. 2023) bieten bisher im Forschungsdiskurs wenig thematisierte Chancen für den Grundschulunterricht, obwohl sie einen weniger textzentrierten Zugang zu historischen Themen im bilingualen Sachunterricht ermöglichen (Schwemmer & Thurn 2025, Schwemmer & Thurn im Erscheinen). Denkbar wäre auch zu überprüfen, inwieweit dies anschlussfähig ist an Content and Language Integrated Learning (CLIL) und daraus weiterentwickelte Konzepte wie Pluriliteracies Teaching for Deeper Learning (Coyle & Meyer 2021).
Das interdisziplinäre und standortübergreifende Netzwerk FRISBI (Frühes historisches und fremdsprachliches Lernen im bilingualen Sachunterricht der Grundschule) setzt es sich zum Ziel, eine theoretische Modellierung für bilinguales historisches Lernen in der Grundschule zu entwickeln, diesen Bereich empirisch zu beforschen sowie unterrichtspraktische Materialien zu erstellen. Das Netzwerk FRISBI leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung aktueller Erkenntnisse zum frühen Fremdsprachenlernen und zum frühen historischen Lernen für die Sachunterrichtsdidaktik. Weiterhin soll aufgezeigt werden, dass trotz limitierter fremdsprachlicher Kenntnisse der Kinder und der hohen Komplexität historischen Denkens historisches bilinguales Lernen in der Grundschule nicht nur möglich ist, sondern auch gewinnbringend sowohl für inhaltliches als auch fremdsprachliches Lernen sein kann.
Barricelli, M. & Zwicker, F. (2009): Different words, possible worlds. Zum Problem des code-switching im bilingualen Geschichtsunterricht. Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 8, 12-24.
Bernhardt, M. (2015): Bilingual History classes (CLIL) – no, thanks! Bilingualer Geschichtsunterricht – Nein Danke! Public History Weekly 3:21.
Bernhardt, M. (2020): Sprache(n) des Geschichtsunterrichts – Sprachliche Vielfalt und Historisches Lernen. Einführung in die Tagung. In: Sandkühler, Th., Bernhardt, M. (Hrsg.) Sprache(n) des Geschichtsunterrichts. Sprachliche Vielfalt und Historisches Lernen, Göttingen, V&R unipress, 29-44.
Brüning, C. (2016): Das Fremde in den Unterricht holen. Systematische Überlegungen zum rassismuskritischen Potenzial des bilingualen Geschichtsunterrichts. In: Brüning, Chr., Deile, L. & Lücke, M. (Hrsg.) Historisches Lernen als Rassismuskritik. Schwalbach/Ts., Wochenschau Verlag, 185-211.
Coyle, D. & Meyer, O. (2021): Beyond CLIL: Pluriliteracies teaching for deeper learning. Cambridge (et al.): Cambridge University Press.
Freitag, F., Carlà-Uhink, F., Clavé, S. A. (2023): Key Concepts in Theme Park Studies: Understanding Tourism and Leisure Spaces, Cham, Springer.
Hasberg, W. (2009): Sprache(n) und Geschichte. Grundlegende Annotationen zum historischen Lernen in bilingualer Form. Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 8, 52-72.
Kuhn, B. (2009): Geschichte bilingual. Einführung in den Themenschwerpunkt. In: Kuhn, B. (Hrsg.) Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 8 6-11.
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg [=KM BW] (2020): Bildungsplan der Grundschule 2016 – Englisch (ab Klasse 3/4).
Schmelter, L. (2012): Bilingualer Geschichtsunterricht – (fremd-)sprachliche Herausforderungen bilingualen historischen Lernens. In: Diehr, B. & Schmelter, L. (Hrsg.) Bilingualen Unterricht weiterdenken: Programme, Positionen, Perspektiven. Frankfurt am Main: Peter Lang, 37-54.
Schwemmer, K. & Thurn, A. (im Erscheinen): CLIL with a historical perspective in primary school: Scaffolding through visual aids from historical culture. In: Rymarczyk, J. & Schwemmer, K. (Hrsg.) LanguageS learning: Research and pedagogies on bi- and multilingualism. Frankfurt am Main: Peter Lang.
Schwemmer, K. & Thurn, A. (2025): Mehrsprachigkeit als Schlüssel für historisches Lernen in heterogenen Klassen: Das Beispiel des komparativen Begriffslernens. Lehren und Lernen 51:2, 34-38.
Steinlen, A. & Piske, T. (2022): Bilingual programmes in primary schools. In: Summer, T. & Böttger, H. (Hrsg.) English in primary education: Concepts, research, practice. Bamberg: University of Bamberg Press, 69-90.