Dr. Daniel Doll

Akademischer Mitarbeiter

Institut für Soziologie

Adresse/Raum
KG 5, 304
 
Telefon +49 761 682-747
E-Mail daniel.doll(at)ph-freiburg.de

Aktuelles Forschungsprojekt:

„gelB“: Unwahrscheinliche Bildungskarrieren – Der Beitrag der Kinder- und Jugendhilfe zu gelingender Bildung unter Bedingung von besonderer Benachteiligung

Ziel des Projektes ist die empirisch fundierte Analyse erfolgreicher Bildungsprozesse von jungen Menschen, die unter Bedingungen sozialstruktureller und sozialräumlicher Benachteiligung sowie problematischer familiärer Verhältnisse aufwachsen. Dazu sollen sowohl jugendliche Nutzer*innen von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe (offene Jugendarbeit, ambulante Hilfen zur Erziehung, Heimerziehung) interviewt werden, denen trotz ungünstiger sozialer Voraussetzungen Bildungserfolge und Bildungskarrieren gelingen, als auch junge Menschen, denen Bildungserfolge trotz dieser Maßnahmen nicht gelingen.

Im Zentrum der Studie steht die qualitative Rekonstruktion von Bedingungen, die unwahrscheinliche Bildungsprozesse ermöglichen. Aus der Perspektive der Nutzer*innen wird erfasst, ob, wie und unter welchen Bedingungen die Kinder- und Jugendhilfe sowie andere Akteur*innen in den sozialen Netzwerken der Befragten zu erfolgreichen Bildungsprozessen beitragen oder aber selbst als Barriere für Bildungserfolg wirken. Aus den Befunden werden empirisch fundierte Empfehlungen für bildungsbezogene Praktiken in den Hilfen zur Erziehung (HzE) und der offenen und mobilen Kinder- und Jugendarbeit sowie für ihre Vernetzung mit schulischen Akteur*innen formuliert.

Das BMBF geförderte Forschungsvorhaben ist als ein Verbundprojekt angelegt (Universität Siegen, Universität zu Köln, Pädagogische Hochschule Freiburg und Universität Bielefeld). Das Freiburger Team legt den Schwerpunkt auf die offene Kinder- und Jugendarbeit.

Mehr Informationen: blog.hf.uni-koeln.de/gelb-bildung/


  • Soziale Arbeit und Jugendhilfe
  • Bildung und Bildungsbiographien
  • Gewalt im Geschlechterverhältnis
  • Sexuelle und sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend (Aufarbeitung, Prävention und sexuelle Bildung)


Titel: Jugend, sexuelle Gewalt und Männlichkeiten. Wie sprechen Jungen, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe leben, über sexuelle Gewalt und welche Bedeutung haben Männlichkeiten? Eine qualitativ-rekonstruktive Studie

Abstract: Sexuelle Gewalt unter Jugendlichen stellt in Deutschland ein relevantes Phänomen dar, von dem auch Jugendliche betroffen sind, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe leben. Verschiedene Forschungsergebnisse verweisen darauf, dass sexuelle Gewalt und ihre Verhinderung eng mit der Geschlechtlichkeit der Akteure und ihren Vorstellungen von Sexualität verbunden sind. An diese Erkenntnisse knüpft die vorliegende Arbeit an und beschäftigt sich mit den Fragen, ob und wie Jungen aus der stationären Jugendhilfe über sexuelle Gewalt erzählen und welche Bedeutung Männlichkeiten dabei haben. Entsprechend werden subjektive Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und sexueller Gewalt in die Analyse miteinbezogen. Im Zuge eines qualitativ-rekonstruktiven Forschungsprozesses wurden bereits existierende Interviewdaten im Rahmen einer Sekundärnutzung in Anlehnung an das integrative Basisverfahren nach Kruse ausgewertet und die Ergebnisse der Fallanalysen auf der Grundlage von Rekonstruktionen und Kontrastierungen übergreifender zentraler Motive und Thematisierungsregeln zu vier analytischen Typen gebündelt, die unterschiedliche Erzählpositionen zu sexueller Gewalt darstellen. Hierbei beziehen sich die Auswertungen schwerpunktmäßig auf Erzählungen zurückliegender, sprachlich aufgearbeiteter sexueller Übergriffe, die als Erfahrungswissen zu sexueller Gewalt rekonstruiert wurden. Nach dem Typ »Der ehemals Übergriffe«, werden im Verlauf der Arbeit die Typen »Der intervenierende Bystander«, »Der nicht-intervenierende Bystander« und »Der Unerfahrene« kontrastiv ausgearbeitet. Aufbauend auf der Ergebnisdarstellung werden abschließend Folgerungen für eine mit Geschlechtervorstellungen arbeitende Soziale Arbeit im Kontext von Prävention sexueller Gewalt und sexueller Bildung sowie für weitere Forschung im Themenfeld abgeleitet.


Verfügbar unter: phfr.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/3183

Ausgewählte Publikationen:

Doll, D. & Scherr, A. (2023). Unbeabsichtigte Bildungswirkungen. Was offene Kinder- und Jugendarbeit zur Verringerung von schulischer Bildungsungleichheit beiträgt. Sozial Extra, 47(5), 297–303. doi.org/10.1007/s12054-023-00626-z

Pooch, M.-T., Doll, D., Derr, R., Kavemann, B., Helfferich, C. & Kindler, H. (2023). Sich und andere vor sexueller Gewalt schützen: Strategien von Jugendlichen in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 2023(3), 331–346.

Doll, D. (2023). Jugend, sexuelle Gewalt und Männlichkeiten. Wie sprechen Jungen, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe leben, über sexuelle Gewalt und welche Bedeutung haben Männlichkeiten? Eine qualitativ-rekonstruktive Studie. Freiburg. Verfügbar unter: nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:frei129-opus4-31837

Doll, D. (2022). „Vertrauen“ und „Schuld“ in Diskussionen über das Versenden von Nacktbildern unter Jugendlichen. In D. Doll, B. Kavemann, B. Nagel & A. Etzel (Hrsg.), Beiträge zur Forschung zu Geschlechterbeziehungen, Gewalt und privaten Lebensformen (S. 165–176). Opladen, Berlin & Toronto: Verlag Barbara Budrich. doi:10.2307/j.ctv2g590x9.15

Doll, D., Kavemann, B., Nagel, B. & Etzel, A. (Hrsg.). (2022). Beiträge zur Forschung zu Geschlechterbeziehungen, Gewalt und privaten Lebensformen. Opladen, Berlin & Toronto: Verlag Barbara Budrich. doi:10.2307/j.ctv2g590x9

Doll, D. & Nagel, B. (2019). Erwartungen an Anerkennung nach sexueller Gewalt in der Kindheit und Implikationen für die Soziale Arbeit. Soziale Passagen, 11 (2), 305–322. doi:10.1007/s12592-019-00326-0

Doll, D., Quinten, J., Kavemann, B. & Helfferich, C. (2021). Jugendliche stark machen für Schutz vor sexuellen Übergriffen in ihrem sozialen Umfeld – Konzept für einen Präventionsworkshop mit theaterpädagogischen Elementen. (Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen im FIVE e.V. Freiburg, Hrsg.). Freiburg. Verfügbar unter: soffi-f.de/files/SPPAS_Praeventionsworkshop_zum_Schutz_von_Jugendlichen_vor_sexuellen_Uebergriffen.pdf

Helfferich, C., Doll, D., Feldmann, J. & Kavemann, B. (2021). Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen als Frage von Macht, Geschlecht und sozialer Einbindung in Gruppen – eine qualitative Rekonstruktion. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, (1), 73–89.

Helfferich, C., Doll, D. & Kavemann, B. (2019). Prävention sexueller Übergriffe auf Partys: Interventionen Dritter aus der Sicht Jugendlicher. Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, 22 (1), 26–41. doi:10.13109/kind.2019.22.1.26

Kavemann, B., Nagel, B., Doll, D. & Helfferich, C. (2019). Erwartungen Betroffener sexuellen Kindesmissbrauchs an gesellschaftliche Aufarbeitung. (Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Hrsg.). Berlin. Verfügbar unter: www.aufarbeitungskommission.de/wp-content/uploads/2019/09/Studie_Erwartungen-Betroffener-sexuellen-Kindesmissbrauchs-an-die-gesellschaftliche-Aufarbeitung.pdf


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