Mathematikdidaktisches Kolloquium

Unsere Termine im Sommersemester 2024

Jun.-Prof. Dr. Taha Ertuğrul Kuzu (PH Schwäbisch Gmünd)
Donnerstag, 18. April 2024, 17:00 - 18:30 Uhr
KG 4, Raum 301

 

„Mehrsprachige Ressourcen als Teil der Heterogenität des Mathematikunterrichts der Grundschule"

Im Vortrag soll es zunächst darum gehen, was Mehrsprachigkeit bedeutet und welche Bedeutung es im Kontext des Mathematikunterrichts der Grundschule sowie im Übergang zur Sekundarstufe hat. ,Mehrsprachigkeit’ wird dabei nicht als Defizit oder (ausschließlich) als motivationale Ressource vrstanden, sondern - unter Rückgriff auf die linguistische Relativitätshypothese (Sapir-Whorf-Hypothese) und die Translanguaging-Theorie - in ihrer Auswirkung auf Denk- und Verstehensprozesse untersucht. So zeigen inzwischen vielzählige internationale Studien nuancierte Deutungsunterschiede zwischen Sprachen sowie domänenspezifische Assoziationen und aus der Translatologie ist bekannt, dass kein Übersetzungsprozess zwischen verschiedenen Sprachen die exakte Bedeutung abbildet, sondern immer nur eine ,Annäherungsübersetzung’ ist, was im Falle von Mehrsprachigkeit zu sprachlichen Hürden mit Blick auf präzise Übersetzungen führen kann (häufig sichtbar durch Übersetzungshürden bei Präpositionen, Artikeln etc.), aber auch Potenziale wie zum Beispiel stärkere kognitive Abgleichungsprozesse, eine höhere Sprachbewusstheit und Multiperspektivität beim Denken von Relationen umfassen kann. Die Auswirkungen dieser stärker kognitionsorientierten Mehrsprachigkeitsperspektive auf fachliche Begriffsbildungsprozesse zu untersuchen, bleibt ein Hauptaufgabenfeld der Mathematikdidaktik und im Vortrag werden diesbezüglich Tendenzen und empirischen Einsichten aus verschiedenen Studien vorgestellt. Im letzten Teil des Vortrags soll es darum gehen, was die denk- und vorstellungsbezogenen Implikationen der Mehrsprachigkeitsaktivierung im Mathematikunterricht für eine heterogenitätssensible Unterrichtspraxis bedeuten können.

 

Prof. Dr. Anna S. Steinweg (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
Donnerstag, 16. Mai 2024, 17:00 - 18:30 Uhr
KG 4, Raum 301

 

„Muster entdecken – Strukturen verstehen: Arithmetische Lernanlässe für verstehensorientiertes Mathematiklernen"

Muster sind ästhetisch ansprechend und binden Aufmerksamkeit. Ihre Entdeckung ist jedoch nur der erste Schritt. Muster können zu Türöffnern werden, um mathematische Neugier darauf zu wecken, warum sich diese oder jene Regelmäßigkeit ergibt. Mathematische Strukturen, d. h. Eigenschaften und Relationen, liefern die Antworten auf diese Warum-Fragen und ermöglichen den Aufbau von mathematischem Verständnis.

Der Beitrag stellt eine mögliche Systematik der KMK-Leitidee Muster, Strukturen und funktionaler Zusammenhang (Primarstufe) zur Diskussion, verweist auf das mögliche Zusammenspiel mit der Leitidee Strukturen und funktionaler Zusammenhang (Sekundarstufe), gibt Einblicke in Forschungsbefunde und unterrichtliche Umsetzungsbeispiele.

 

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Frühere Semester

Jun.-Prof. Dr. Daniel Walter (Uni Bremen): Donnerstag, 07.07.2022, 17:00 - 18:30 Uhr, Raum: KG 2, 015 - Senatssaal

„Mathematiklernen mit digitalen Medien - Konzepte und empirische Befunde für die Unterrichts- sowie die Ausbildungsebene".

Nicht erst seit den jüngsten gesellschaftlichen und bildungspolitischen Entwicklungen steht die Frage nach Chancen digitaler Medien mehr und mehr im Fokus der Forschung – auch in der Mathematikdidaktik. In meinem Vortrag werde ich ausgehend von Ergebnissen der international vergleichenden TIMS-Studie zunächst darlegen, dass mathematische Kompetenzen von Viertklässler*innen einerseits als ausbaufähig eingeschätzt werden können. Andererseits deuten die Daten auf eine Notwendigkeit hin, (angehenden) Lehrkräften Anregungen für die Gestaltung digital gestützter Unterrichtspraxis in der Aus- und Weiterbildung anzubieten. Diesem Gedanken folgend werden zwei Projekte vorgestellt; eines für die Unterrichtsebene und eines für die Fortbildungsebene. Im Projekt „Stellenwerte üben“, das die Unterrichtsebene adressiert, werden Nutzungsweisen von Lernenden bei der Verwendung einer Software, die zur Festigung des Stellenwertverständnisses entwickelt wurde, untersucht. Das Projekt FALEDIA widmet sich hingegen der Frage, inwiefern eine digitale Lernplattform zur Steigerung von Diagnosefähigkeiten geeignet sein kann und wie sie von angehenden Lehrkräften genutzt wird.

Prof. Dr. Elisabeth Rathgeb-Schnierer und Silke Friedrich (Uni Kassel): Donnerstag, 14.07.2022, 17:00 - 18:30 Uhr, Raum: KG 2, 015 - Senatssaal

„Natürlich differenzierende Lernangebote beim Mathematiklernen in heterogenen Gruppen. Eine empirische Studie zu Angebot und Nutzung im dritten Schuljahr".

Der Einsatz von Lernangeboten mit natürlicher Differenzierung wird in der Mathematikdidaktik als möglicher Ansatz zum Umgang mit Heterogenität im Mathematikunterricht der Grundschule diskutiert. Es wird davon ausgegangen, dass diese Lernangebote die Bearbeitung auf verschiedenen Schwierigkeitsniveaus ermöglichen und die Schülerinnen und Schüler sie entsprechend ihrer individuellen Lern- und Leistungsvoraussetzungen nutzen.  Allerdings liegen bislang keine empirischen Studien vor, die diese Nutzung systematisch untersuchen. Hier setzt die Studie an, die im Rahmen des Vortrags vorgestellt wird.  Anknüpfend an das Angebot-Nutzungs-Modell von Helmke (2012) wird anhand eines arithmetischen Lernangebots der Frage nachgegangen, ob Schülerinnen und Schüler das Lerngebot entsprechend ihrer Lern- und Leistungsvoraussetzungen bearbeiten. Im Vortrag wird die Auswahl des Lernangebots sowie dessen exemplarischer Charakter zunächst theoretisch begründet und im Anschluss daran die Untersuchungsmethoden sowie erste empirische Ergebnisse vorgestellt.

Helmke, A. (2012). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität - Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Seelze-Velber: Friedrich/ Klett/ Kallmeyer.

Dr. Laura Korten (Uni Münster): Donnerstag, 18.11.2021, 17:15 - 18:45 Uhr

„Guck mal! Hier sind die Ergebnisse immer gleich…“ – Interaktiv-kooperative Lernsituationen als Anlass individuell-zieldifferenten Lernens am gemeinsamen Lerngegenstand des flexiblen Rechnens

Kommt es zum ‚Gemeinsamen Mathematiklernen‘? Diese Frage rahmt meinen Vortrag, in dem eine Entwicklungsforschungsstudie vorgestellt wird, in der interaktiv-kooperative Lernsituationen im inklusiven Mathematikunterricht zwischen Kindern mit und ohne Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung untersucht wurden. Im Fokus steht hierbei die Erforschung angeregter individuell-zieldifferenter Lernprozesse zum flexiblen Rechnen und interaktiver Strukturen, um daraus mögliche zielführende Gestaltungsprinzipien für die gelingende Anregung interaktiv-kooperativer Lernsituationen abzuleiten.

Dr. Anselm Strohmaier (TU München): Donnerstag, 27.01.2022, 16:15 - 17:45 Uhr

„Eyetracking in der Mathematikdidaktik - Methode, Forschungsstand und Potenzial"

Eyetracking hat sich im letzten Jahrzehnt innerhalb der Mathematikdidaktik zu einer populären und weit verbreiteten Methode entwickelt. Wie bei vielen komplexen Forschungsmethoden wird aber auch beim Eyetracking häufig nicht das volle Potenzial der Methode ausgeschöpft, obwohl die technischen Möglichkeiten mittlerweile zugänglicher geworden sind. Der Vortrag beginnt mit einem Überblick über technische und physiologische Grundlagen der Aufzeichnung von Blickbewegungen, aus denen sich bereits erste Konsequenzen für die Forschungspraxis ableiten lassen. Darauf aufbauend werden gängige Interpretationen von Blickbewegungen vorgestellt und auf zugrundeliegende kognitive Prozesse bezogen. Dabei wird insbesondere auf das Potential von Eyetracking zur Analyse komplexerer Denkprozesse eingegangen, die über die reine Bestimmung der visuellen focus of attention hinausgehen. Zuletzt werden diese Überlegungen anhand konkreter Beispiele aus der Forschung illustriert.

Prof. Dr. Boris Girnat (Uni Hildesheim): Donnerstag, 17.06.2021, 17:00 - 18:30 Uhr
Mathematiklernen mit digitalen Medien  - Konzepte und empirische Befunde für die Unterrichts- sowie die Ausbildungsebene

Nicht erst seit den jüngsten gesellschaftlichen und bildungspolitischen Entwicklungen steht die Frage nach Chancen digitaler Medien mehr und mehr im Fokus der Forschung – auch in der Mathematikdidaktik. In meinem Vortrag werde ich ausgehend von Ergebnissen der international vergleichenden TIMS-Studie zunächst darlegen, dass mathematische Kompetenzen von Viertklässler*innen einerseits als ausbaufähig eingeschätzt werden können. Andererseits deuten die Daten auf eine Notwendigkeit hin, (angehenden) Lehrkräften Anregungen für die Gestaltung digital gestützter Unterrichtspraxis in der Aus- und Weiterbildung anzubieten. Diesem Gedanken folgend werden zwei Projekte vorgestellt; eines für die Unterrichtsebene und eines für die Fortbildungsebene. Im Projekt „Stellenwerte üben“, das die Unterrichtsebene adressiert, werden Nutzungsweisen von Lernenden bei der Verwendung einer Software, die zur Festigung des Stellenwertverständnisses entwickelt wurde, untersucht. Das Projekt FALEDIA widmet sich hingegen der Frage, inwiefern eine digitale Lernplattform zur Steigerung von Diagnosefähigkeiten geeignet sein kann und wie sie von angehenden Lehrkräften genutzt wird.

Prof. Dr. Georg Buckmaier (Basel, Schweiz): Donnerstag, 26.11.2020
Kompentenz als Kontinuum in der COACTIV-Studie: Das Kaskaden-Modell

In den letzten ca. 15 Jahren wurden in der Mathematikdidaktik in einer Reihe von Projekten verschiedene «Generationen» an Instrumenten zur Messung von fachdidaktischem Wissen bzw. fachdidaktischen Kompetenzen entwickelt. Auch in der COACTIV-Studie kamen verschiedene entsprechende Tests zum Einsatz, darunter ein Papier-und-Bleistift-Test sowie ein Videovignetten-basierter Test. Während beide Zugangsarten ganz prinzipielle Vor- und Nachteile haben und es keinen methodischen Königsweg gibt, stellt sich die Frage, mittels welcher Methode zur Messung professioneller Kompetenzen sich Unterrichtsqualität sowie Lernerfolge von SchülerInnen besser vorhersagen lassen. Im Vortrag wird diese Frage der prädiktiven Validität für die COACTIV-Studie anhand von Pfadmodellen beantwortet. Zudem wird ein sogenanntes Kaskadenmodell vorgeschlagen mit dem Ziel, einschlägige Theorien zu Lehrerkompetenzen und Unterrichtsqualität in einem Modell zu integrieren.

Prof. Dr. Alexander Salle (Osnabrück): Donnerstag, 21.01.2020
Sinus und Kosinus am rechtwinkligen Dreieck – Grundvorstellungen und individuelle Vorstellungen

Sinus und Kosinus können als black box verstanden werden: „Man steckt einen Winkel rein und es kommt halt ’ne Zahl raus“. Was diese Zahl jedoch bedeutet, wird erst durch die Ausbildung tragfähiger Vorstellungen erschlossen. Solche Vorstellungen können aus einer normativen Perspektive als Grundvorstellungen konzeptualisiert werden. Im Vortrag wird daher zunächst das Grundvorstellungskonzept umrissen, um darauf aufbauend konkrete normative Leitlinien zu Sinus und Kosinus zu formulieren. Anschließend werden Ergebnisse einer empirischen Studie berichtet, in der vor dem Hintergrund der formulierten Grundvorstellungen die individuellen Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler zu Sinus und Kosinus an rechtwinkligen Dreiecken deskriptiv erfasst und hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit analysiert wurden. Abschließend wird erörtert, welche Möglichkeiten zur Förderung der Vorstellungsbildung im Bereich Sinus und Kosinus aus dem Vergleich von normativen Leitlinien und individuellen Vorstellungen abgeleitet werden können.

Dialoge zum Mathematikunterricht

Das Mathematikdidaktische Kolloquium "Dialoge zum Mathematikunterricht" des IMBF dient dem Austausch zwischen Schulpraxis und Hochschule sowie der Vernetzung der Forschung mit anderen Hochschulen. Es richtet sich an Lehramtsstudierende, Lehrkräfte, in der Lehrkräfteausbildung tätige Personen und alle an mathematikdidaktischer Forschung Interessierten.

Das Kolloquium findet jeweils im Kollegiengebäude 4, Raum 301, statt.