Videographische Analyse von Sportunterricht

Maud Hietzge, PH Freiburg, Fachrichtung Sportwissenschaft und Sport

In der Sportwissenschaft war die Etablierung von Videographie als Datenerhebungsinstrument kein einfacher Prozess, man solle doch ordentliche Fragebögen nutzen. Für die Erhebung von Tiefenstrukturen des Handelns und die Analyse von Interaktionen sind textbasierte Instrumente jedoch aus verschiedenen Gründen ungeeignet: Konjunktive Erfahrungsräume stehen häufig nicht versprachlichbar dem Bewusstsein zur Verfügung, können also auch nicht geantwortet werden, sondern sind Teil schweigenden Wissens; synchrone Prozesse in der komplexen Interaktionssituation des Sportunterrichts in ihrer sequentiellen Folgen sind mit Beobachtungsprotokollen aufgrund der bestehenden Dichte nur verlustreich protokollierbar, parallel Gesprochenes, die flüchtige Performanz, kann mit traditionellen Mitteln in ihrer Verflochtenheit mit nonverbalen Kommunikationsanteilen nicht angemessen dokumentiert werden. Videographie ist in der Unterrichtsforschung zu einem unverzichtbaren Instrumentarium geworden, das an der PH Freiburg zur Begleitung und Grundierung von Unterrichtsreflexionen eingesetzt wird. Sie ist zum zentralen Bestandteil professioneller Lehrerbildung insbesondere während des Integrierten Semesterpraktikums avanciert, das vom ZIK der PH Freiburg durch Materialausleihe unterstützt wird. Das szenische Dokument kann in Form einer Vignette vor dem Hintergrund ethnographischer Grundorientierung Einsatz finden. Eine Datenbank befindet sich im Aufbau.

Fragestellung: Welchen Mehrwert bietet die videogestützte Unterrichtsanalyse für die Sportpädagogik?

Literatur

Albert, A.; Scheid, V.; Julius, P. (2016). Reflexion in der schulpraktischen Ausbildung im Sportstudium: eine empirische Untersuchung zum Einfluss von Videografie auf die Unterrichtsbeurteilung. In: Zeitschrift für sportpädagogische Forschung 2, 61-83.

Althans, B.; Hahn, D.; Schinkel, S. (2009). Szenen des Lernens. In: T. Alkemeyer; K. Brümmer; R. Kodalle; T. Pille (Hrsg.), Ordnung in Bewegung. Choreographien des Sozialen; Körper in Sport, Tanz, Arbeit und Bildung (S.141-160). Bielefeld: Transcript.

Fankhauser, R. (2016). Sehen und Gesehen Werden. Zum Umgang von Lehrpersonen mit Kamera und Videografie in einer Lehrerinnen- und Lehrerweiterbildung [41 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung 17(3), Art. 9.

Serwe-Pandrick, E. (2017). Schulsport didaktisch re- und dekonstruieren: Videographie als Methode der Fachkulturforschung. In H. Aschebrock, G. Stibbe (Hrsg.), Schulsportforschung: wissenschaftstheoretische und methodologische Reflexionen (S. 135-152). Münster: Waxmann.

Sonnleitner, M; Prock, S.; Rank, A.; Kirchhoff, P. (Hrsg.) (2018). Video- und Audiografie von Unterricht in der LehrerInnenbildung. Opladen: Budrich.

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