Methodik: Filmeinsatz DaF

Was ist DaF-Methodik?

Das Wort „Methodik“ stammt vom griechischen Wort „methodos“ für „Weg“ ab. Die DaF-Methodik befasst sich mit den Mitteln und Verfahren des DaF-Unterrichts, die zum effizienten Erreichen der Lehr-/Lernziele führen. Methodik ist immer nur ein Angebot an Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung und berücksichtigt:

Für den Filmeinsatz im DaF-Unterricht gibt es neben den allgemeinen Verfahren der DaF-Methodik weitere besondere methodische Aspekte, die im Folgenden beleuchtet werden sollen.

Welche Interpretationsformen des Films gibt es?

Es gibt verschiedene Herangehensweisen an die Interpretation eines Films. Im Folgenden werden zwei ausgewählte Vorschläge zur Filminterpretation unterbreitet, die sich bei der Filmarbeit im DaF-Unterricht bewährt haben. Diese Verfahren sind nachvollziehbar, einfach und transparent. Das erste Verfahren der Filminterpretation orientiert sich an den W-Fragen:

  • Was? (Inhalt, Handlung)
  • Wer? (Figuren)
  • Wie? (Filmanalyse, Dramaturgie)
  • Wozu? (Botschaft, Interpretation des Films)

(vgl. Faulstich 2002: 25f.)

Beim zweiten Vorschlag zur Filminterpretation wird auf drei Aspekte eingegangen:

  • Literarischer Aspekt
    (Plot, Figuren, Themen, Raum- und Zeitdarstellung, Erzählweise)
  • Dramatischer Aspekt
    (Rollenbesetzung, Mimik, Gestik, Körpersprache, Maske, Kostüme, Ausstattung des Schauplatzes, Requisiten)
  • Cineastischer Aspekt
    (Bild- und Tongestaltung)

(Nünning/Surkamp 2006: 251f., in Anlehnung an Alan Teasley und Ann Wilder (1997: Kap. 2))

Literatur:

  • Faulstich, Werner (2002): Grundkurs Filmanalyse. München: Wilhelm Fink Verlag.
  • Nünning, Ansgar; Surkamp, Carola (2006): Englische Literatur unterrichten. Seelze-Velber: Klett/Kallmeyer.

Welchen Prinzipien folgt die Filmarbeit im DaF-Unterricht?

Einerseits gelten bei der Filmarbeit zweifelsohne die gängigen Prinzipien des kommunikativen DaF-Unterrichts wie:

  • Kommunikative Ausrichtung
  • Handlungsorientierung
  • Authentizität
  • Lernerorientierung
  • Lernerautonomie
  • Methodenvielfalt
  • Lehrende als Helfer und Partner 
  • Förderung der vier sprachlichen Grundfertigkeiten, Förderung des Hör-Seh-Verstehens
  • Mehrsprachigkeit
  • ...

Andererseits gibt es auch Besonderheiten bei der Filmarbeit wie:

  • Lernen mit und von Filmen
  • Möglichkeit der Filmarbeit auf allen GER-Sprachniveaus
  • Vermittlung der Fachsprache Film, z.B. durch Scaffolding (s. Rubrik "Fremde Fachsprache ´Film´)
  • Gemeinsames Lernen („Lernende ↔ Lernende“ und „Lernende ↔ Lehrende“: Besonders in internationalen und heterogenen Gruppen können Lehrende bei der Filmarbeit von ihren Lernenden unterstützt werden), Kooperation
  • Mögliche Förderung aller Fertigkeiten und Fähigkeiten: Schwerpunktsetzung auf das Hör-Seh-Verstehen, jedoch eine mögliche Verknüpfung mit anderen Fertigkeiten bei der Filmarbeit
  • Lehrende nicht nur als Helfer und Partner, sondern auch als Mit-Zuschauer und als Moderatoren
  • Methodenfreiheit beim Filmeinsatz im Unterricht: es gibt nicht die einzig richtige Methode und die einzig richtige Aufgaben- und Übungstypologie
  • ...

Im Rahmen welcher Lernarrangements ist die Filmarbeit im DaF-Bereich möglich?

  • im DaF-Unterricht
  • im Rahmen eines interdisziplinären Unterrichts bzw. eines interdisziplinären Projekts (z.B. DaF + Geschichte)
  • im Rahmen eines Kinoabends
  • im Kino als gemeinsamer Kinobesuch
  • im Rahmen einer selbstständigen Beschäftigung außerhalb des offiziellen institutionellen Kontextes

Wie können Filme im DaF-Unterricht präsentiert werden?

(vgl. Thaler 2010: 144, eigene Darstellung)

Literatur:

  • Thaler, Engelbert (2010): Filmdidaktik. In: Hallet, Wolfgang; Königs, Frank G. (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachendidaktik. Seelze-Velber: Klett/Kallmeyer, 142-146.

Welche Sozialformen eignen sich für die Filmarbeit?

Bei der Filmarbeit können allgemeine Sozialformen des DaF-Unterrichts eingesetzt werden: Frontalunterricht, Gruppenarbeit, Partnerarbeit, Einzelarbeit und Arbeit an Stationen.

Filme regen jedoch von sich aus dazu an, sich auszutauschen und zu diskutieren. Für die Arbeit im Unterricht eignen sich deshalb insbesondere die Formen der Plenums-, Gruppen- bzw. Projektarbeit, da sie diese Eigenschaft des Mediums aufgreifen und produktiv nutzen. Filme sprechen außerdem viele verschiedene „Kanäle“ an. Beim Sehen beobachtet jeder und jede etwas anderes und durch die gemeinsame Arbeit ergibt sich ein vollständigeres Bild. Gemeinsam ist es einfacher und spannender, den Film als Ganzes zu interpretieren.

Gleichzeitig ist die Einzelarbeit nicht zu unterschätzen. Z.B. können Lernende vor der Filmsichtung konkrete Beobachtungsaufgaben von der Lehrkraft bekommen. Da der Film durch Multimodalität geprägt ist, ist es äußerst schwierig, alles im Film gleichzeitig zu beobachten. Hier ist es sinnvoll, die Aufmerksamkeit der Lernenden zu lenken und zu steuern, indem man verschiedene Aufgaben unter einzelnen Lernenden verteilt. So kann ein Lerner sich nur auf die Farbgestaltung im Film konzentrieren, der andere auf die Montage, der dritte auf die Figuren, der vierte auf die Musik usw. In einer anschließenden Gruppendiskussion leistet jeder seinen eigenen Beitrag zur gesamten Filminterpretation.

Welche Medien gehören noch zum Film?

Filme existieren nicht isoliert, sondern in einem Medienverbund. Auch alle anderen Medien, die mit Filmen in Verbindung stehen, können im Unterricht eingesetzt werden. Die Abbildung unten gibt nur einige Beispiele:

Wie sieht die Übungstypologie beim Filmeinsatz im DaF-Unterricht aus? Welche konkreten filmspezifischen Aufgabenformen gibt es?

Die klassische Dreiteilung bei der Filmarbeit besteht in Aufgaben vor dem Sehen, während des Sehens und nach dem Sehen. Das heißt aber nicht, dass man obligatorisch nach dieser Typologie vorgehen und aus jedem Bereich eine Übung gemacht werden muss.

Welchen Weg und welche Aufgaben die Lehrkraft auswählt, hängt von den didaktischen Zielen und vom jeweiligen Film ab.

Es gibt zahlreiche filmspezifische Aufgaben- und Übungsformate bei der Filmarbeit und -auswertung. Hier werden lediglich einige Beispiele genannt:

  • Bild ohne Ton / Ton ohne Bild
  • Film-Beobachtungsaufgaben
  • Filmplakat oder Pressefotos zum Film analysieren
  • Filmtrailer analysieren
  • Filmkritik schreiben
  • Film in einzelne Kapitel aufteilen und Überschriften finden
  • Analyse einer Filmszene
  • Arbeit mit der literarischen Vorlage
  • Alternative Filmtitel erfinden
  • Filmplakat gestalten
  • Pantomime
  • Standbilder
  • Untertitelung
  • ...

Literatur: