Filmanalyse
Unter Filmanalyse wird der Prozess der Deutung aller Mittel verstanden, derer sich der Film als Medium bedient. Der Zweck ist dabei eine komplexe Interpretation des Filmes zu erreichen. Die Gesamtheit dieser filmischen Mittel wird Filmsprache genannt. Im engeren Sinne bezieht sich die Filmsprache auf die Art und Weise des Co-Agierens der filmischen Mittel, welches zur Übertragung einer bestimmten Botschaft führen soll.
Filme sind Texte. Wie bei allen Texten soll auch hier eine vollständige Textanalyse durchgeführt werden, um zu einer adäquaten Sinnerschließung zu gelangen. Ziel der Filmanalyse im DaF-Unterricht ist der bewusste Umgang mit Film als Medium und Kunstwerk sowie mit den filmischen Mitteln, deren Deutung eine komplexe Interpretation des Films ermöglicht.
Film als audio-visuelles Medium nutzt Mittel auf der auditiven und der visuellen Ebenen. Der Filmeinsatz und die Filmarbeit im Fremdsprachenunterricht wird daher der Fertigkeit des Hör-/Sehverstehens zugeordnet. Die Lernenden sollen audiovisuelle und auditive Mittel verstehen und diese bei der Interpretation in Bezug zueinander setzen. Auf der auditiven Ebene sollen sprachliche und musikalische Mittel sowie Tonmittel interpretiert werden. Auf der visuellen Ebene sind folgende filmische Elemente von Bedeutung: Kamera (Kamerabewegung, -einstellung und -perspektive), Montage, Licht, Farbe, Bild / Mise en Scéne. (vgl. Abb.)
Hörverstehen
Sprache
Der Einsatz authentischer deutschsprachiger Filme im DaF-Unterricht zur Förderung fremdsprachlicher und (inter-)kultureller Kompetenzen bringt einerseits ein enormes Lehr-/Lernpotenzial mit sich, andererseits stellt er die Fremdsprachenlernenden und -lehrenden vor Herausforderungen. Sprachliche Inhalte spielen bei der Arbeit mit Filmen eine zentrale Rolle. Handelt es sich nicht gerade um einen Stummfilm, mit welchem im DaF-Unterricht gearbeitet wird, so ist die Sprache der Protagonisten zumeist Gegenstand der Arbeit am Film. Warum können DaF-Lernende mit der Sprache der Protagonisten bzw. mit der Sprache des Erzählers überfordert sein?
- Mündlichkeit / gesprochene Sprache:
Wie jede mündliche sprachliche Äußerung sind Äußerungen der Protaginisten in einem Film flüchtig, fehlerhaft, unvollständig, spontan usw. Für das Verständnis der sprachlichen Äußerung sind u.a. parasprachliche und paraverbale Mittel bedeutend. - Sprachtempo:
Die Fremdsprache Deutsch tritt den DaF-Lernenden im typisch nativen Sprechtempo entgegen. - "Polyphonie":
Oft hören Zuschauer mehrere Protagonisten gleichzeitig. Extrem ausgeprägt ist eine solche sprachliche "Polyphonie" z.B. bei Streitszenen usw. Außerdem können Zuschauer mit mehreren auditiven Quellen gleichzeitig konfrontiert werden, wenn sie z.B. einen Protagonisten sprechen hören und im Hintergrund eine Melodie oder andere Geräusche hören. - Lautstärke:
Die Lautstärke bleibt nicht immer konstant und kann im Rahmen einer Szene von "sehr leise" bis "sehr laut" variieren. - Sprachvarietäten:
Filme spielen in den unterschiedlichsten Milieus und weisen daher eine Bandbreite an Varietäten der deutschen Sprache auf:
- Dialekte (lokale bzw. regionale Sprachvarietäten; auch Regiolekte)
- Soziolekte (sprachliche Varietäten, die in bestimmten Gruppen verwendet werden; z.B: HipHop-Jargon, Juristendeutsch)
- Situolekte (Vielfalt sprachlicher Varietäten, die speziell von den jeweiligen situativen Faktoren abhängt; Wer spricht mit wem über was in welchem Umfeld?)
- Idiolekte (individuelle Sprachvarietäten einzelner Personen; charakteristisches Sprachverhalten bezüglich Worschatz, Aussprache und Ausdrucksweise)
- Sexlekte (geschlechtsspezifische Sprache bzw. Ausdrucksweise)
- Alterssprachen (z.B. Jugendsprache)
- Funktiolekte (sprachliche Varietät bezogen auf ihre Funktion bzw. ihren kommunikativen Zweck in Abhängigkeit des jeweiligen Umfelds)
- Mediolekte (Schreibsprache, Sprechsprache)
- Standardsprache vs. Umgangssprache vs. Fachsprache - Auslassungen:
Dialoge werden darüber hinaus oft durch Auslassungen oder Andeutungen geprägt und werden nicht vollständig präsentiert. - Text-Bild-Kongruenz:
Nicht immer stimmen die Textpassagen mit den präsentierten Bildreihen überein. Die Visualisierung des Geschehens weist ebenso Lücken im Handlungsverlauf auf. - Encodieren:
Manchmal ist das direkte Verstehen der sprachlichen Elemente nicht ausreichend. Die sprachliche Reihe muss encodiert werden, u.z. im Kontext weiterer filmanalytischer Elemente.
Ton
Unter Tonmitteln ist wohl am auffälligsten die Unterscheidung zwischen dem OFF-Ton und dem ON-Ton. Bei dem OFF-Ton befindet sich die Tonquelle außerhalb des Bildes/der Filmszene. Das kann z.B. die Erzählstimme sein oder die Stimme anderer Figuren. Das können darüber hinaus Geräusche, Klänge und andere Schallereignisse sein. Beim ON-Ton befindet sich die Tonquelle innerhalb des Bildes/der Filmszene.
OFF-Ton: Beispiel 1
„Goethe“
Regisseur: Phillip Stölzl
Produktionsland und -jahr: DE, 2010
Filmszene: Vorlesen des Briefes, 01:16:43-01: 01:18:20
Kommentar: Während Goethe einen Brief schreibt und tief in seiner Kunst versunken ist, kann der Zuschauer seine Gedanken hören. Zunächst ist es seine Stimme, die vorliest, ohne dass er spricht. Mit zunehmender Intensivierung seiner Gedanken sind Gesprächsfragmente zu hören und die Stimmen verschiedener Protagonisten werden erkennbar. Gleichzeitig läuft theatralische Musik. Diese Ton-Komponenten erzeugen eine äußerst intensive Stimmung.
OFF-Ton: Beispiel 2
„Das Leben der Anderen“
Regisseur: Florian Henckel von Donnersmarck
Produktionsland und -jahr: 2006
Filmszene: Szene mit der Sektflasche, 01:17:12-01:17:15
Kommentar: In der Wohnung Georg Dreymanns stoßen Dreymann, Hessenstein und Hauser mit einer Flasche Sekt darauf an, dass die Wohnung der vermeintlich letzte Ort in der DDR sei, an welchem ungestraft frei gesprochen werden könne. Hessenstein öffnet die Sektflasche, der Korken knallt heraus und trifft einen Lichtschalter. Nach einem Schnitt sieht der Zuschauer Gerd Wiesler, der erschrickt, weil der Korken eine seiner Abhörwanzen getroffen hat. Begleitet wird dies mit dem unangenehmen Geräusch, das Wiesler hört. Dieser fremde schrille Laut symbolisiert das fremde Leben von da unten, das plötzlich in den Raum von Wiesler eindringt.
Musik
Die Filmmusik spielt bei der Filminterpretation eine sehr große Rolle. Im Film kann die Musik verschiedene Funktionen übernehmen. Beispielsweise können musikalische Elemente die Handlung in einer Filmszene begleiten, indem sie das Geschehen verstärkt zum Ausdruck bringen oder präziser strukturieren. Eine visuelle Darstellung wird hier mit musikalischen Mitteln paraphrasiert. Wird die visuelle Darstellung in einen Widerspruch zur musikalischen Kulisse gesetzt, so wird eine Handlung musikalisch kontrapunktiert. Wenn musikalische Mittel einer neutral dargestellten visuellen Filmszene eine bestimmte Bedeutung verleihen, erfüllt die Filmmusik eine Polarisierungsfunktion. (vgl. Pauli 1976)
Literatur:
- Pauli, Hansjörg (1976): Filmmusik – Ein historisch-kritischer Abriß. In: Schmidt, Hans-Christian (Hrsg.): Musik in den Massenmedien Rundfunk und Fernsehen. Perspektiven und Materialien. Mainz: Schott Musik, S. 91-119.
- Steinmetz, Rüdiger (Hrsg.) (2011): Filme sehen lernen. Filmmusik. DVD (3) mit Begleitbuch. Frankfurt/Main: Zweitausendeins.
Musikalische Paraphrasierung: Beispiel
„Berlin: Symphonie der Großstadt“ (auf www.youtube.de als Vollversion zu finden)
Regisseur: Walther Ruttmann
Originalmusik: Edmund Meisel
Produktionsland und -jahr: DE, 1927
Kommentar: Die Filmmusik ist in "Berlin: Symphonie der Großstast" von großer Bedeutung. Für die damalige Zeit weist der Film eine hohe Zahl an kleinen Schnitten auf, die den Film spannend und die Stadt Berlin lebendig erscheinen lassen. Passend dazu wurde Filmmusik eingesetzt, welche Handlung und Geschwindigkeit auf künstlerische Weise unterstützt und widerspiegelt.
Sehverstehen
(Ia) Kameraperspektive
Unter Kameraperspektive versteht man die Sicht/den Blick der Kamera: aus welchem Betrachtungswinkel wird ein Objekt aufgenommen.
Dabei wird zwischen folgenden Kameraperspektiven unterschieden:
- (die) Draufsicht (Vogelperspektive)
- (die) Normalsicht
- (die) Untersicht (Froschperspektive)
Als Draufsicht (Vogelperspektive) wird die Aufnahme von Gegenständen und Personen von oben aus bezeichnet. Solche Aufnahmen lassen Personen und Objekte kleiner, hilfloser, einsamer oder machtloser erscheinen. Metaphorisch wird diese Perspektive „Vogelperspektive“ genannt: also die Sicht eines fliegenden Vogels.
Die Normalsicht ist eine Auge-in-Auge Perspektive. Hiermit wird eine Perspektive auf der menschlichen „Augenhöhe“ abgebildet.
Als Untersicht (Froschperspektive) wird die Aufnahme von Gegenständen und Personen von unten aus bezeichnet. Die Personen wirken dann wie Helden, Idole, Stars oder mächtige Menschen. Dies kann eine bedrohliche Wirkung haben. Metaphorisch wird diese Perspektive „Froschperspektive“ genannt: also die Sicht von der Position eines Frosches.
Normalperspektive: Beispiel
„Sophie Scholl. Die letzten Tage“
Regisseur: Marc Rothemund
Produktionsland und -jahr: DE, 2005
Standbild: Verhören von S. Scholl; 00:21:25-00:21:28 (vgl. TRAILER)
Kommentar: Sophie Scholl wird im Münchener Wittelsbacher Palais (Gestapo Gefängnis) von dem Gestapo-Ermittler Robert Mohr verhört. Die beiden Personen sitzen sich am Tisch gegenüber. Die Kamera bleibt auf Normalperspektive.
Untersicht / Froschperspektive: Beispiel
„Good bye Lenin“
Regisseur: Wolfgang Becker
Produktionsland und -jahr: De, 2003
Filmszene: Transport eines Lenin-Denkmals mithilfe eines Hubschraubers; 01:19:32-01:20:12 (vgl. STANDBILD)
Kommentar: Die Mutter verlässt zum ersten Mal das Haus und begreift ganz langsam, dass die DDR, so wie sie sie noch kannte nicht mehr existent ist. Als sie an einer größeren Straße in die Luft sieht, kommt plötzlich zwischen zwei Hochhäusern ein Helikopter auf sie zugeflogen. An diesem Helikopter hängt eine Lenin-Statue. Mittels Untersicht/Froschperspektive wird die Sicht der Mutter auf die Lenin-Statue dargestellt. Zum einen schaut sie zu Lenin, den sie wohl sehr verehrte, auf, zum anderen hängt dieser mit dem Kopf an einem Stahlseil und wird abtransportiert.
(Ib) Kamerabewegung
Bei der Kamerabewegung verlässt die Kamera ihren festen Standpunkt und macht entweder einen Schwenk, ein Zoom oder eine Fahrt. Der Aufnahme wird dadurch eine Dynamik bzw. eine andere Sicht verliehen.
- (die) Kamerafahrt
(Veränderung des festen Standpunktes der Aufnahme durch die Kameraführung)
- (der) Kameraschwenk
(Veränderung der Aufnahmeachse der Kamera ohne Verlassung des festen Standpunktes der Aufnahme)
- (das) Kamerazoom
(Veränderung des Blickwinkels und des Bildausschnitts durch die Brennweitenverstellung ohne Verlassung des festen Standpunktes der Aufnahme)
Kameraschwenk: Beispiel
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“
Regisseur: Václav Vorlicek
Produktionsland und -jahr: DDR/CSSR, 1973
Filmszene: Tanzball, 01:02:50-01:03:35 (unter www.youtube.de als Vollversion zu finden)
Kommentar: Der Prinz und Aschenbrödel tanzen gemeinsam auf dem Hofball. Sie tanzen innig miteinander und durch den Kameraschwenk bekommt auch der Zuschauer das Gefühl schwebend zu tanzen.
(Ic) Einstellungsgrößen
Die Einstellungsgröße reguliert, in welcher Größe Personen und Gegenstände im Bildausschnitt gezeigt werden und in welcher Distanz der Zuschauer diese wahrnimmt. Hier ist die Relation der Objektgröße zum Bildrahmen bedeutend. Dadurch werden die Objekte näher bzw. ferner vom Zuschauer wahrgenommen. Es wird reglementiert, wie viele und welche Informationen dem Zuschauer zugänglich gemacht werden. Im DaF-Unterricht sollte als Mindeststandard eine Unterscheidung zwischen der Panoramaeinstellung (Weite), der amerikanischen Einstellung und der Groß-/Detailleinstellung vermittelt werden.
- Panorama / Weit
Darstellung einer Landschaft oder einer Kulisse (falls die Personen oder Gegenstände abgebildet werden, so sind sie kaum erkennbar)
- Amerikanisch
Aufnahme einer Fugur bis unterhalb der Hüften, bis dorthin also, wo beim Westerfilm der Protagonist seinen Colt hat
- Groß/Detail
Bei der Aufnahme wird das Gesicht einer Person dargestellt bzw. auf das einzelne Detail fokusiert
Panoramaeinstellung: Beispiel 1
„Der Pianist“
Regisseur: Roman Polanski
Produktionsland und -jahr: UK/DE/PL, 2002
Filmszene: Panoramablick auf zerstörte Häuser, 01:51:08-01:51:55 (vgl. TRAILER)
Kommentar: Diese Szene zeigt durch den Panoramablick die Zerstörung während des Zweites Weltkrieges. Die Szene verstärkt die Hilfslosigkeit der Menschen gegen den über alle und alles herrschenden, grenzlosen mächtigen Krieg.
Panoramaeinstellung: Beispiel 2
„Lola rennt“
Regisseur: Tom Tykwer
Produktionsland und -jahr: DE, 1998
Filmszene: Annäherung der Kamera von oben nach unten, Fokussierung auf einen konkreten kleinen Ort in einer großen Stadt (vgl. FILMTRAILER)
Kommentar: Zunächst ist die Stadt von oben zu sehen. Binnen einer Sekunde "zoomt" die Kamera näher heran, bis in eine Wohnung und in der Wohnung bis zu einem roten Telefon, das klingelt. Es entsteht eine rasante, aktionsgeladene Stimmung.
Als Filmmontage (Filmschnitt) wird der Prozess und das Resultat der Bearbeitung der aufgenommenen Einzelbilder bzw. der nächstgrößeren Filmeinheiten, der Einstellungen, verstanden. Diese werden geschnitten, zusammengebunden und mit Tonmaterial versehen.
Mit Montagetechniken können verschiedene Effekte und Wirkungen erzielt werden. So wird beispielsweise mit Rück- bzw. Vorausblende ein Sprung in der chronologischen Handlungsdarstellung ermöglicht und Szenen, deren Handlung in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegt, gezeigt.
Mit der Parallelmontage wird durch den Szenenwechsel die Darstellung von zwei oder mehreren parallel ablaufenden Handlungen ermöglicht. Den Zuschauern werden also Ereignisse präsentiert, die an einem anderen Ort oder in einem anderen Zeitraum stattfinden/stattfanden.
Rück- und Vorausblende: Beispiel
„Lola rennt“
Regisseur: Tom Tykwer
Produktionsland und -jahr: DE, 1998
Filmszene: Lola begegnet einem Mann auf dem Fahrrad; 00:14:30-00:15:20
Kommentar: Während Lola rennt, fährt neben ihr eine junger Mann auf dem Fahrrad. Wenig später sieht der Zuschauer durch eine schnelle Sequenz, in welcher Bilder des Mannes nacheinander gezeigt werden, wie sein weiteres Leben verläuft. Unterlegt ist die Sequenz für jedes Bild mit dem Geräusch einer Fotokamera.
Parallelmontage: Beispiel
„Lola rennt“
Regisseur: Tom Tykwer
Produktionsland und -jahr: DE, 1998
Filmszene: Telefongespräch zwischen Lola und ihrem Freund, 00:04:30-00:07:00 (vgl. dazu auch das FILMPLAKAT, das auf eine Parallelität der Ereignisse hindeutet)
Kommentar: Lola telefoniert mit ihrem Freund und erzählt warum sie zu spät war. Parallel zu ihren Ausführungen bekommt der Zuschauer Szenen in schwarz-weiß präsentiert, die sich erkennbar auf Lolas Schilderungen und somit auf die Vergangenheit beziehen. Danach erzählt ihr Freund seine Geschichte und der Vorgang wiederholt sich.
Dank unterschiedlicher Beleuchtung kann eine bestimmte Stimmung in einer Filmszene erzeugt werden. Darüber hinaus können ausgewählte Objekte oder Details „ins Licht gesetzt“ werden und so an Wichtigkeit gewinnen.
Licht: Beispiel
„Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders“
Regisseur: Tom Tykwer
Produktionsland und -jahr: DE, 2006
Filmszene: Beleuchtung der Nase des Protagonisten; 00:00:38-00:01:02
Kommentar: Die Beleuchtung der Nase deutet den einzigartigen Geruchsinn des Protagonisten an.
Dank unterschiedlicher Farbegestaltung kann eine bestimmte Stimmung in einer Filmszene erzeugt werden. Darüber hinaus werden ausgewählte Inhalte visuell als mehr oder weniger wichtig markiert.
Farbe: Beispiel 1
„Schindlers Liste“
Regisseur: Steven Spielberg
Produktionsland und -jahr: USA, 1993
Filmszene: Das Mädchen im roten Mantel, 01:04:40-01:07:05
Kommentar: Während der gewaltsamen Räumung des Gettos ist ein Mädchen in einem roten Mantel zu sehen. Dies ist eine der einzigen Szenen im Film, die nicht ausschließlich schwarz-weiß ist. Für den Zuschauer ist der rote Mantel sehr auffällig und auch Schindler, die Hauptfigur, nimmt sie wahr und erfährt eine Veränderung beim Anblick des Mädchens.
Farbe: Beispiel 2
„Schwarzfahrer“ (auf www.youtube.de als Vollversion zu finden)
Regisseur: Pepe Danquart
Produktionsland und -jahr: DE, 1993
Kommentar: Im Mittelpunkt stehen ein junger, schwarzer Mann und eine alte, weiße Frau, die nebeneinander in der Bahn sitzen. Der Film behandelt Vorurteile gegenüber Fremden. In diesem Fall einem Dunkelhäutigen. Passend dazu ist der Film schwarz-weiß. Das Wort "schwarz" weist dabei mehrere Bedeutungen auf: schwarz (=illegal, ohne Ticket) fahren, schwarzer (=dunkelhäutiger) Mann, schwarz-weißer Film.
Bildkomposition / Mise en Scéne
Unter Bildkomposition wird die Bildgestaltung unter Anwendung verschiedener Mittel verstanden wie z.B. Farbe, Formen, Linien, räumliche Dimensionen usw. Verschiedene Mittel der Bildgestaltung können zur Veränderung der Bildwahrnehmung und Bilddeutung führen.
Bildkomposition: Beispiel
„Das Leben der Anderen“
Regisseur:Florian Henckel von Donnersmarck
Produktionsland und -jahr: 2006
Filmszene: Grundrisse der Wohnung auf dem Dachboden (vgl. STANDBILD)
Kommentar: Georg Dreymann wird vom Dachboden aus in seiner Wohnung abgehört. Der Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler malt dafür den Grundriss der darunterliegenden Wohnung mit Kreide auf den Fußboden. Dies bietet Wiesler ein besseres Verständnis der Handlungen unter sich und dem Zuschauer vermittelt es einen Eindruck der Räumlichkeit. Dieser abgezeichnete Grundriss der Wohnung versetzt die Hauptfigur symbolisch in ein fremdes Leben, das sich eine Etage tiefer (oder auch parallel) abspielt.